Damals und heute
Patricia und ich sind seit unserer Jugend befreundet, und so habe ich ihre erste Reise nach Honduras im Jahr 2004, als Volontärin im Kinderheim El Refugio, intensiv mitverfolgt. Ich durfte sie dort besuchen – mein erster Kontakt mit Honduras. Drei Jahre später hatte Patricia ihr eigenes Kinderheim in San Pedro Sula gegründet, und Anfang 2008 war ich erneut bei ihr.
Nun, 17 Jahre später, hat mich meine Reise wieder dorthin geführt. Ich habe Patricias Projekte aus der Ferne wachsen sehen. Doch diesmal war es anders – diesmal war ich wieder mittendrin. Der Abschied von meiner Familie, meinen drei Mädchen und meinem Mann, der als Landwirt plötzlich zu Hause alles allein stemmen musste, fiel mir schwer. Doch sobald ich in San Pedro Sula ankam, verflogen die Sorgen. Ich fühlte mich sofort wohl – bei Patricia, Juan Carlos und ihrer Familie, im Kinderheim umgeben von Kindern, Angestellten und Volontären. So vieles hat sich verändert, so vieles ist doch gleich geblieben.
Das Kinderheim
Das Herzstück der Fundación «yo quiero ser…» ist und bleibt das Kinderheim. Es ist in den letzten 17 Jahren gewachsen: Ein zweiter Stock, moderne Räume für Spiel, Hausaufgaben und Computerarbeit. Der Außenbereich blüht mit Bäumen, einem Spielplatz, Schildkröten, Katzen und Wachhunden.
Einige der Kinder, die ich damals kennengelernt habe, sind inzwischen erwachsen. Um ihnen den Übergang ins Erwachsenenleben zu erleichtern, hat Patricia zwei Wohngemeinschaften geschaffen – eine für Jungs, eine für Mädchen. Dort lernen sie Selbstständigkeit, Verantwortung und das Berufsleben. Manche helfen heute sogar im Kinderheim mit und sind eine wertvolle Stütze. Bei anderen Kindern ist der Lebensweg schwieriger verlaufen. Sie sind früh Eltern geworden oder haben sich in falschen Freundeskreisen bewegt.
Neben der grossen finanziellen Unterstützung aus der Schweiz haben auch viele Volontärinnen und Volontäre das Kinderheim mit ihrem Einsatz unterstützt. Sie haben viele Stunden gearbeitet und den Kindern Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt. Während meines Besuchs waren Pia und Felix aus Domat/Ems für 2 Monate in Honduras im Einsatz. Sie haben sich Zeit genommen für die Kinder und die Digitalisierung der Verwaltung aufgegleist. Solche Einsätze sind sehr viel Wert und verdienen ein grosses Dankeschön.
In den vielen Jahren seit meinem letzten Besuch hat das Heim mehr Struktur, klare Aufgabenverteilung, mehr Angestellte – doch Patricia bleibt die Seele des Hauses. Sie jongliert Probleme, Fragen und Sorgen gleichzeitig, hört immer zu, lenkt und gibt Halt. Ihre Arbeit verdient höchste Bewunderung.
Union y Esperanza
Am meisten gespannt war ich auf das 104-Häuser-Projekt. Nach 45 Minuten Fahrt erreichten wir das Dorf «Union y Esperanza» – umgeben von Natur, frischer Luft und einer Energie, die man sofort spürt. Es war ein überwältigender Moment, mit eigenen Augen zu sehen, dass es wirklich ein Zuhause für 104 Familien ist.
Ein Dorf zu bauen ist das eine – es mit Leben zu füllen, eine funktionierende Gemeinschaft zu schaffen, das ist eine Kunst. Patricia und Juan Carlos hatten viele Hindernisse zu meistern, um dies zu erreichen, brauchten viel Geduld und sie haben ihren Glauben nie verloren.
Die Bewohner gestalten ihr neues Leben aktiv mit: Eine Frau führt einen kleinen Laden, eine Familie betreibt ein Restaurant, einige Frauen verkaufen frische Tortillas beim Schulkiosk. Es war interessant mit ihnen zu reden und persönlich zu hören, wie es ihnen im neuen Dorf geht.
Die Schule «El Alpinista» ist seit Ende Januar in Betrieb. 300 Schülerinnen und Schüler in 11 Klassen besuchen die Schule. Wie in Honduras normal, kommen sie in Uniformen zur Schule. Sie sehen sehr glücklich aus und sind froh, dass sie die Chance haben die Schule zu besuchen. Diese wird staatlich geführt und auch die Kinder des nahen Dorfes dürfen sie besuchen. Patricia’s Energie und Ideen scheinen unerschöpflich. Als nächstes sollen eine Gesundheitspraxis und ein Gemeinschaftssaal das Projekt ergänzen.
Berufsbildungszentrum Santa Rosa de Copán
Nach einer Autofahrt von 4 ½ Stunden erreichten wir Santa Rosa – das Berufsbildungszentrum inmitten unberührter Natur auf 1200 m.ü.M. Hier lernen junge Menschen Berufe wie Schlosser, Schreiner oder Krankenpflegerin. Kreative Kurse wie Nähen oder Töpfern ermöglichen vor allem Frauen ein Einkommen von zuhause aus. Kinder aus umliegenden Schulen werden mit einem Schulbus abgeholt und bekommen regelmässig Computerunterricht.
Patricia hat die operative Leitung vertrauensvoll an José Luis übergeben, einen kompetenten Mann mit viel Innovationsgeist. Ein grosses Kompliment an Patricia und ihr Team für das wunderbare Bildungsangebot!
Fazit
Mein Aufenthalt war viel zu schnell vorbei und er war bereichernd und inspirierend. Zu sehen, wie Patricia Menschen aus der Armut hilft, indem sie ihnen Perspektiven schafft – das hat mich tief beeindruckt. Sie setzt mit ihrer Hilfe dort an wo sich die Menschen selbst weiterentwickeln können.
Von Herzen danke ich Patricia und ihrer Familie für ihre grossartige, uneigennützige Arbeit. Sie verändern Leben, und das mit unermüdlicher Kraft und Hingabe.






















