Newsletter November 2018

In diesem Newsletter werde ich erzählen, wie ich den Alltag im Kinderheim erlebe. 

Ich, Anita 26, bin nun seit vier Wochen als Volontärin im «Yo quiero ser…». Die Kinder und auch die Angestellten sind sehr offen und freundlich. So konnte ich mich schnell in den neuen Alltag einleben. Meine Spanischkenntnisse sind nicht sehr gross. Die Kinder sind jedoch geduldig mit mir und haben mir schon viel beigebracht.

Man hilft einander – das wurde mir schon vom ersten Tag an klar. Die älteren Mädchen oder Jugendlichen schauen zu den Kleineren und helfen auch bei der Betreuung der Babys. Sie putzen ihre Zimmer und waschen ihre Wäsche selber von Hand. Nach dem Essen wäscht jedes Kind sein Geschirr selber ab. Sie sind sehr selbstständig. Immer morgens und abends wird draussen gewischt. Die Grösseren wischen und die Kleineren sammeln den Abfall ein. 

In den Ferien hilft immer jemand in der Küche und manchmal auch in der ‘’Sala cuna’’ bei den ganz Kleinen.

Die Hilfsbereitschaft der Kinder beeindruckt mich sehr.

Wir bekamen zwei neue Kinder, 3 und 13 Jahre alt. Sie kamen von einem anderen Kinderheim zu uns. Am ersten Tag flossen noch viele Tränen. Wegen der Sprache war es am Anfang schwierig für mich, etwas dazu beizutragen. Umso mehr freut es mich, dass sie nun nach ein paar Tagen auch das Vertrauen zu mir gefunden haben und mit mir spielen wollen.

Anfangs Monat wurde ein Container aus der Schweiz ins Kinderheim geliefert. Da waren Bauteile für die neue Küche und für das andere Gebäude sowie viele andere Dinge für den Alltag. Es machte Freude, die Ware auszuladen, denn alle waren motiviert und halfen eifrig mit. Danach mussten wir die Schuhe, Kleidung, Spielsachen, usw. aussortieren und verstauen. Nach fast zwei Tagen war alles nach Grösse und Geschlecht geordnet und in Kisten verstaut. 

In der Küche wurde bereits mit der Renovation gestartet. Zusammen mit Handwerker aus Santa Rosa und zwei älteren Jungs vom Kinderheim haben sie Wände abgespitzt und neu «geplättelt».

Beim anderen Gebäude haben alle anderen begonnen, das Dach und die Wände zu entfernen um aus zwei kleinen Räumen einen grossen Raum zu machen.

Man hilft einander – auch ausserhalb des Kinderheims. Ich konnte mithelfen 20 Kartonkisten für arme Familien in den Slums mit Lebensmittel zu packen. Diese brachten wir zu einer Nonnenorganisation, die danach diese Pakete verteilte.

Ich durfte zwei Schulen der Kinder besuchen. Beide Schulen werden von Nonnen geführt. Ich war bei beiden zur Abschlussfeier eingeladen. Die Schüler und Schülerinnen zogen dazu ihre Schuluniform an, eine weisse Bluse und einen rot-schwarzen karierten Rock mit weissen Socken. In der Primarschule haben sie dunkelblaue Röcke.

Es war schon alles sehr weihnachtlich dekoriert mit blinkendem Tannenbaum und Krippenfiguren. An der Feier kam immer zuerst die honduranische Hymne. Dazu standen alle auf und sangen mit. Die Schüler lernen in der Schule die Nationalhymne. Danach wurden verschiedene Ansprachen von Lehrpersonen und Nonnen gehalten. Cesia war in ihrer Klasse die Präsidentin (Klassensprecherin). Sie durfte deshalb mit zwei anderen Schülerinnen eine Fahne tragen und ein Text aus der Bibel vorlesen. Das Ganze wurde von Musik begleitet. Manchmal wirkte es etwas improvisiert, aber dies stört hier niemanden.

In der Schule von Cesia haben die Schüler noch ein Tanz einstudiert und ihn dann vorgetragen. Anschliessend wurden die Schüler aufgerufen und sie bekamen ein Zertifikat und ein Foto. Danach wurde noch fleissig fotografiert. 

Bald ist Weihnachten – man hört es rund um das Kinderheim. Die Honduraner mögen Feuerwerke. Es ist wie bei uns am 1. August. Ich finde es sehr speziell, dass man Weihnachten so zelebriert. Aber wie sagt man so schön, andere Länder - andere Sitten.

Im Kinderheim ist aber nicht knallen, sondern dekorieren angesagt. Die Weihnachtsbäume sind schon geschmückt und die Krippenfiguren stehen auch bereit. Mit Hilfe der Lehrerin des Kinderheims haben die Kinder alle Türen weihnachtlich dekoriert.  

Nebst basteln und malen, mögen die Kinder Ballspiele, Puzzle, Lego, Monopoly, UNO, usw. und Columpio, was «Schaukel» auf Spanisch bedeutet. 

Ich staunte nicht schlecht über den eigentlich total kaputten «Töggelikasten». Die Kinder spielen so gerne mit ihm und haben enorm viel Spass dabei. Obwohl die Stäbe immer wieder rausfallen und die Spieler zum Teil nicht mehr befestigt sind. 

Das ist ein gutes Beispiel, wie schnell sie mit etwas zufrieden sind. 

So wie ich dies herausspüre, sind die Kinder sehr dankbar, ein solches zu Hause haben zu dürfen und sie wissen es auch zu schätzen. Es ist wie eine riesengrosse Familie.

Nun freue ich mich auf Weihnachten. Die Kinder mögen es kaum abwarten. Es wird bestimmt anders sein, als ich mich gewohnt bin. Sie erzählten mir von einem grossen Fest mit Gesang, Tanz und Spielen. Da bin ich ja mal gespannt. 

Besuch in Santa Rosa de Copan

Ich durfte mit Gustavo, einem Angestellten, nach Santa Rosa fahren. Wir mussten Pakete mit Nahrungsmittel abliefern. Die Strecke beträgt mehr als 160 km. Wir hatten dafür ca. fünf Stunden, inkl. einer halben Stunde Pause. Die Strassen sind zum Teil wirklich in einem schlimmen Zustand grossen Schlaglöcher. Da sie die Strasse sanieren hat es mehrere Baustellen. Bei uns wartet man vielleicht max. 5 Minuten an einer Ampel. Kann es schon mal zwischen 15 und 30 Minuten dauern.

Das Gebäude der ACEP (Academia de Excelencia Profesional) befindet sich etwas ausserhalb der Stadt. Rundherum ist es grün und hügelig. Als wir dort ankamen, wurden wir von den drei Jungs aus dem Kinderheim begrüsst. Sie sind während den Ferien einige Tage da, um mitzuhelfen. 

Nachdem wir die Pakete abgeladen haben, zeigte mir Josue, ein Jugendlicher vom Kinderheim, die Umgebung. Sie pflanzen dort Kaffee, Bananen, Platanos (Koch-Bananen) und Tomaten an. Ich sah das erste Mal wie Kaffee entsteht. Ich trinke gerne und viel Kaffee, habe mir aber noch nie Gedanken gemacht, wie dieser wächst. 

Nebst der Plantage befindet sich auf diesem Areal eine Krankenschwesterschule, eine Computerschule, ein Kurslokal für Reanimationskurse und biomedizinische Ausbildung.

Nach dem Mittagessen verabschiedeten wir uns und fuhren wieder zurück nach San Pedro Sula. Auf der Fahrt kamen uns immer wieder kleine Fahrzeuge auf drei Rädern entgegen. Das sind sogenannte «Touc Touc». Es gibt sie in allen Farben. Sie werden als Taxi gebraucht. 

In der Stadt hatte es viel Abendverkehr, was die Heimfahrt erschwerte. Nach diesem Tag war ich sehr müde. Es hat mir aber total gut gefallen und ich habe es sehr genossen.