Newsletter November 2017

Neue Kinder

Jedes Kind kommt mit schweren Schicksalsschlägen zu uns. Die letzten beiden mussten in ihrem kurzen Lebensabschnitt besonders schwierige Zeiten durchleben. 

Dominick, der im Dezember ein Jahr alt wird, wurde von seiner leiblichen Mutter brutal geschlagen, verkratzt und sogar am Hals gefesselt. In der Nacht seiner Ankunft hatte er nicht einmal mehr die Kraft um zu weinen. Er wusste nicht, wie es sich anfühlt, geliebt zu werden. 

Alle, vom Kleinsten bis zum Grössten, empfingen ihn mit offenen Armen. Bereits nach kurzer Zeit fühlte er sich bei uns wohl, sicher und geliebt.

Das zweite neue Kind ist Ariana. Sie ist erst 15 Monate alt und kämpft aufgrund eines bösartigen Tumors im rechten Auge ums Leben. Sie hat soeben die erste Chemotherapie hinter sich. Wir hoffen fest, dass sie diesen Lebenskampf gewinnt.  

Neuer Bus

In der ACEP in Santa Rosa werden ab dem nächsten Schuljahr (Anfang Februar 2018) insgesamt 250 Schüler und Schülerinnen aus 12 Primarschulen bei uns Computer- und Englischunterricht erhalten. Diese Kinder müssen zur ACEP gebracht werden. 

Darum haben wir uns dazu entschieden, unseren jetzigen Bus nach Santa Rosa zu bringen und uns einen neuen Bus anzuschaffen. Dank der grossartigen und grosszügigen Unterstützung vieler Schweizer, konnten wir zu unserem 10-jährigen Heimjubiläum das erste Mal einen neuen Bus kaufen. Es ist ein Mitsubishi mit Platz für 34 Personen. 

Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, mit unseren Kindern die erste Spritzfahrt zu machen. Alle waren hell begeistert vom Radio und der Klimaanlage.

Schulabschluss

Im November ist das aktuelle Schuljahr zu Ende gegangen. Mit grosser Freude durften wir die Zeugnisse entgegennehmen!  Alle haben das Schuljahr mit guten oder sogar hervorragenden Noten abgeschlossen und wir durften an drei Schulabschluss-Feiern teilnehmen. Zuerst waren wir an der Feier unserer 4 Vorschulkinder, die im Februar mit der Primarschule beginnen werden. Dann waren wir beim Nachtessen der Sechstklässlerinnen. Und, last but not least, bei der Matura-Feier von Yulissa.

Mir wird jedes Jahr wieder bewusst, welch ein Privileg unsere Kinder haben. Sie dürfen private Nonnenschulen besuchen und erhalten dadurch eine Anleitung für ihr Leben mit auf den Weg.

Nicht nur die Kinder sind sehr froh, dass sie nun drei Monate Ferien haben, sondern auch unsere Waschfrau Dunia. Denn sie muss täglich alle Schuluniformen von Hand waschen, trocknen lassen und danach glätten. Eine strenge Arbeit - 21 Mal - jeden Tag.... Nur unsere älteren Mädchen müssen selber waschen und glätten. Bei den Knaben haben wir leider mehrheitlich schlechte Erfahrungen gemacht, da sie immer die Hosen verbrannten...

Neben der Waschfrau sind auch unsere Köchinnen froh über die kommenden Ferien. Während der Schulzeit müssen sie um 6.00 Uhr das Frühstück servieren und deshalb bereits um 5.00 Uhr in der Küche stehen. In den Schulferien dürfen sie auch ein wenig ausschlafen. Das Frühstück muss erst um 9.00 Uhr bereit stehen.

Nur bei unseren Erzieherinnen hält sich die Freude in Grenzen, da die Kinder während der nächsten 3 Monate immer zu Hause sind und beschäftigt werden müssen.

Kulturelle Anlässe

Kulturelle Anlässe sind in Honduras nicht so weit verbreitet. Deshalb war es für viele unserer Jugendlichen das erste Mal, dass sie das Stadttheater betraten. Alle hatten sich herausgeputzt und freuten sich auf diesen Anlass. Das Theaterstück war sehr lustig und sie haben sich amüsiert. Es war für alle eine einmalige Erfahrung.

Kultur heisst aber auch Traditionen und Verkleidungen... Dank unserem Freund Chuchi Pañal feierten die Kinder an einem Samstagnachmittag Fasnacht. Jedes Kind durfte ein Verkleidungsstück aussuchen. Chuchi hatte auch noch weitere Spiele wie Modellieren und Singen vorbereitet. Für mich fehlte nur noch die Guggenmusik... 

Politische Unruhen

Die politische und soziale Lage ist zur Zeit sehr angespannt. Die Verspätung der Bekanntgabe der Wahlresultate vom 26. November 2017 führte bei uns in San Pedro Sula, wie auch in anderen Städten, zu Unruhen, Plünderungen und Strassensperrungen.

Es gab als Folge davon gewaltsame Auseinandersetzungen der Demonstranten verschiedener Lager untereinander und mit den Sicherheitskräften. Das hat mehrere Verletzte und sogar Todesopfer gefordert.  

Gott sei Dank sind wir im Heim von Allem verschont geblieben. Ausserhalb unserer Mauern wurden auch überall Pneus verbrannt und alle Läden geplündert. Uns haben sie jedoch zum Glück in Ruhe gelassen.

Wir hatten bereits im Voraus alle Sicherheitsmassnahmen getroffen und uns mit ausreichend Lebensmittel, Wasser, Benzin und Gas eingedeckt um im Notfall ein bis zwei Wochen das Heim nicht verlassen zu müssen.

Dank der, durch die Regierung angeordneten, Ausgangssperre zwischen 18.00 Uhr abends und 6.00 Uhr morgens, wurde es viel ruhiger.

Alle warten noch immer gespannt auf die Bekanntgabe des Präsidenten. So wie es aber im Moment aussieht, kann dies noch lange dauern. Vielleicht wird es sogar einen zweiten Wahlgang geben. Die Opposition ist der Meinung, die nationale Partei habe gemogelt und das Resultat sei deshalb als ungültig zu erklären. Das würde zur Wiederholung der Wahlen führen.