Newsletter Juli 2019

Angelito

Die folgende Geschichte mag unglaublich klingen, ist aber leider eine von einer Unzahl ähnlicher Geschichten hier in Honduras: Eine Mutter gebärt im Spital einen Sohn. Eine fremde Frau kommt vorbei und will das Kind halten. Die Mutter nutzt die Gelegenheit, um zur Toilette zu gehen. Als sie zurückkommt ist die Frau mit dem Kind weg – entführt!

Die verzweifelte Mutter macht Anzeige bei der Polizei und macht sich gleichzeitig selber auf die Suche nach dem Kind, weil sie ungefähr weiss wo die Frau lebt. Als sie das Kind nach ca. 2 Wochen findet, meldet sie den Standort der Polizei und diese nimmt das Kind an sich. Die Mutter darf das Kind jedoch nicht zu sich nehmen, solange kein DNA-Test beweist, dass es ihr Kind ist. Bis der DNA-Test vorliegt, muss das Kind in die Obhut eines Kinderheims.

So kam es, dass im Juli 2019 ein kleiner Junge, wenige Tage alt, ins «Yo Quiero Ser...» kam. Da er keinen Namen hatte, wurde er Angelito – kleiner Engel – genannt. Die Betreuerin der Kleinsten nahm ihn bei sich auf und schenkte ihm Liebe und Zuneigung als ob er ihr eigener gewesen wäre. Die leibliche Mutter durfte ihren Jungen während diesen zwei Monaten nicht besuchen. Als der Prozess dann endlich endete, konnte die Mutter glücklich mit dem kleinen Angelito vereint werden. Natürlich war es hingegen für die Betreuerin aus dem Kinderheim eine schwierige Angelegenheit von dem süssen Angelito Abschied zu nehmen. Aber so sollte die Geschichte zu Ende gehen – mit einem Happy End!

„Un día“

Die Carolina Cross Connection ist eine U.S.-Amerikanische, christliche Organisation mit Erwachsenen und Jugendlichen, welche auf der ganzen Welt missionarische Einsätze leisten. Die Organisation kommt seit vielen Jahren jeweils im Sommer mit einer Delegation ins Kinderheim, wo sie während sechs Wochen verschiedene Aktivitäten mit den Kindern unternehmen. Nebst Spielen und Unterhaltung werden auch kleinere Arbeiten in und um das Heim erledigt. Dieses Jahr war dieser Besuch jedoch aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Dennoch konnte das Kinderheim an dem Treffen teilnehmen, welches von der Organisation durchgeführt wird: „Un día“.

Carolina Cross Connection lädt 10 Kinderheime zu einem Tag in San Pedro Sula ein, an welchem gemeinsam gespielt, gebetet, gesungen, gegessen und natürlich viel gelacht wird. Wenn man bedenkt, dass alleine im «Yo Quiero Ser...» 35 Kinder leben, dann trifft hier eine beträchtliche Anzahl Personen aufeinander, die es zu organisieren gilt.

Das Treffen fand in den Räumlichkeiten und in den Aussenbereichen der Kirche „Gran Comisión“ statt. Für die Kinder ist es jeweils sehr spannend Kinder ausserhalb des Kinderheims zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und neue Freundschaften zu schliessen. Sie geniessen diese Abwechslung sehr und es ist wertvoll, Kinder mit gleichem oder ähnlichem Schicksal zusammenzuführen.

Besuch 

Im Kinderheim «Yo Quiero Ser...», wie anderen ähnlichen Institutionen, melden sich immer wieder „visitas“ - also Besuche - an. Organisationen, mit meist christlichem Hintergrund, kommen, um mit den Kindern einen Samstag oder Sonntag zu verbringen. Sie organisieren dann jeweils verschiedene Spiele, bringen Musik, Süssigkeiten, Pizza, Süssgetränke mit.  Sehr oft bringen sie auch eine Piñata mit. Die Kinder sagen uns immer wieder, dass sie diese Abwechslung sehr geniessen und dass es sehr schön ist, wenn verschiedene Personen zu Besuch kommen und wenn sie Geschenke erhalten.

Auf der Seite der Organisierenden haben diese Besuche aber meist auch eine gewisse Wichtigkeit. So sagte letztens beispielsweise jemand „Weisst du, ich sollte viel öfters hierherkommen. Das Lachen der Kinder macht mich einfach glücklich.“. Sie äussern oft auch, dass es ihnen wichtig sei, etwas zurückgeben zu können und Kinder etwas Tolles zu bieten, das sie sich ansonsten nicht leisten könnten.

Aus Sicht des Kinderheimes sind diese Visitas toll. Es gab aber auch schon Phasen, in denen sich die Visitas so sehr gehäuft haben (manchmal mehrere pro Wochenende), dass es einfach zu viel wurde. Zu viel Programm, zu viel Unruhe, zu viel Süssigkeiten und zu wenig Alltag. Somit ist es nicht immer einfach, diese Anlässe aneinander vorbei zu planen, ohne jemandem vor den Kopf zu stossen, der den Kinder etwas Gutes tun will.