Newsletter Februar 2012

Schulbeginn
Bevor am 6. Februar der Ernst des Lebens für unsere 27 Primar und einem Sekundarschüler wieder begann, nahmen wir zuvor noch ein neues Mädchen auf. Sie heisst Anahy, wird 5 Jahre alt und musste leider in einer sehr unstabilen und armen Familie, meistens auf der Strasse, aufwachsen. Hinzu kam, dass ihre Mutter an einer geistigen Behinderung leidet und zudem todkrank ist.

Schulbeginn bedeutet immer eine grosse Organisation. Alle Schuluniformen und Schuhe müssen passen und die Schultasche aller muss mit den nötigen Schulutensilien gefüllt sein. Gleichzeitig bedeutet es, dass die Kinder wieder einen Alltagsrhythmus haben:
Um 5.00 Uhr ist Tagwache, nach dem Duschen und Anziehen muss jedes Kind die täglichen morgendlichen Ämtlis erfüllen (Badezimmer und Schlafzimmer putzen, Umgebung wischen etc.) Um 6.00 Uhr wird gefrühstückt, abgewaschen und Esszimmer geputzt und um 06:30 Uhr ist der Aufbruch zur Schule angesagt. Um 12.00 Uhr werden sie wieder mit dem Bus abgeholt, wechseln die Kleider, und nach dem Mittagessen werden von 13.00 bis ca. 16.30 Uhr Schul- und Stützaufgaben gemacht. Danach müssen die älteren Mädchen ihre Kleider waschen, Schuluniformen bügeln, Schuhe putzen und um 17.00 Uhr steht jeden Tag Fussballspielen auf dem Programm.

Deyvin denn besucht dieses Jahr die erste Sekundarklasse in einer privaten Sekundarschule. Für uns ist dies eine spezielle Erfahrung und es bedeutet auch, dass wir die ersten Früchte unserer täglichen Arbeit ernten können.

All die anderen besuchen auch dieses Jahr die private Nonnenschule Laura Vicuña, wo unsere Kinder einen sehr guten Ruf haben. Wir haben 3 Kindergärtner,2 Erstklässlerinnen, eine Zweitklässlerin, 5 Drittklässler, 13 Viertklässler, 2 Fünftklässler und eine Sechstklässlerin.

Dia del Amor y Amistad
In Honduras ist der 14. Februar der Tag der Liebe und Freundschaft. Zu diesem speziellen Anlass hat uns eine Schule besucht und wir durften am darauffolgenden Sonntag einen speziellen Tag mit unseren Freunden der Kirche Gran Comision verbringen. Die Kinder konnten den ganzen Tag im Freien verschiedene Spiele spielen und sogar in einem Pool baden. Für die einen war es ein grosser Freudetag, für das Gefängnis von Comayagua jedoch eine Horrornacht, weil das Gefängnis in Flammen aufging und dabei über 350 Häftlinge ums Leben kamen.

Höchste Mordrate der Welt
Laut dem Tagesartikel „ Im Sumpf von Kriminalität und Korruption“ vom 20. Februar der Neuen Zürcher Zeitung ist unsere Stadt, San Pedro Sula, als die gefährlichste Stadt auf der ganzen Welt vor Ciudad Juárez in Mexico und Caracas beurteilt worden. Und zwar mit einer Quote an gewaltsamen Todesfällen von 86 auf 100‘000 Einwohner, wobei das globale Mittel zehnmal tiefer liegt. Was bedeutet das für unser Kinderheim?
Alle in Honduras lebenden Personen werden täglich mit Toten, Gewalt, Kriminalität und Schüssen konfrontiert. Dank unserer Mauer, welche uns von der Aussenwelt abgrenzt, dürfen wir wie auf einer kleinen leuchtenden Insel, umgeben vom Bösen, leben. Im Heim sind wir eigentlich ziemlich sicher und ich bin mir sicher, dass wir alle von Tausenden von Schutzengeln geschützt werden!

Neue Volontärin
Am 15. Februar durften wir Annigna Hofmann aus Oberwil bei Zug bei uns willkommen heissen. Sie kommt für einen Monat und hilft uns als Volontärin mit. Ihre Arbeiten sind: Spielzimmer einrichten, dafür Vorhänge nähen, Computerzimmer einrichten, Wände anstreichen, sich Vormittags um die Kleinsten kümmern, Englischhausaufgaben mit Deyvin machen, Patenpost erledigen, Einkaufen gehen etc. Da sie Spanisch gut beherrscht, verstand sie sich von Anfang an sehr gut mit den Kindern und dem einheimischen Personal und war sofort in unserer „yo quiero ser…“-Familie integriert.

Die 4 Kleinsten wurden zurückgeholt
Das IHNFA (Staatliche Familieninstitut) wird vom Staat finanziert, wobei 97% des Budgets in Angestelltenlöhnen ausbezahlt werden. Aus politischen Gründen und um Wahlpropaganda zu machen, wurden Darling, Eunice, Ana und Luis am 20. Februar abgeholt und mussten ins IHNFA zurück. Wir haben unsererseits alles versucht (psychologische Berichte mit bildlichen Dokumentationen) damit wir das Abholen der Kinder verhindern können, aber vergebens.
Zwei Wochen später haben wir sie im IHNFA besucht und ich erkannte „unsere“ Kleinsten nicht mehr. Sie waren wieder in einem Kinderbett zu zweit eingeschlossen, haben ihre Lebensfreude wieder verloren und hatten so einen traurigen und toten Blick. Das zerbricht einem fast das Herz, nachdem sie während 3 Monaten im „yo quiero ser…“ aufgepäppelt wurden und sie voller Lebensfreude waren.