Newsletter August 2016

Sieben Wochen Honduras
Armut, Kriminalität und Korruption prägen das Land von Honduras. So lernte ich es zumindest dank den Medien kennen. Mich interessierte aber die Realität und so entschloss ich mich sieben Wochen als Voluntärin im “Yo quiero ser...”zu verbringen. Als ich im Flugzeug irgendwo zwischen Miami und San Pedro Sula sass, versuchte ich mir das Land Honduras vorzustellen. Mir war klar, dass ich in Honduras viele arme Menschen antreffen würde. Ich konnte mir diese Welt jedoch nicht wirklich vorstellen und machte mir keine Gedanken darüber, was mich in Honduras erwartete. Meine einzigen Gefühle waren Aufregung und Neugier. Ich freute mich darauf, meinen Alltag für eine Weile hinter mir zu lassen um eine andere Welt kennenzulernen.

Während sieben Wochen durfte ich dann erleben, was wirklich hinter den Wörtern Armut, Kriminalität und Korruption steht. Die Realität in Honduras war von meinen Vorstellungen weit entfernt. Nie hätte ich gedacht, dass Kriminalität, Armut und Korruption ein Land so dominieren können. Die Geschichten und Schicksale der Kinder berührten mich sehr. Vor allem beschäftigte mich die Tatsache, dass ein Leben in Honduras so wertlos ist, dass so viele Menschen sterben, so viele Herzen aufhören zu schlagen und dies in einer Welt, wo eigentlich genügend Platz für alle Menschen ist. Mit jeder neuen Erfahrung wurde auch mein Tagebuch voller. Sehr eindrücklich und positiv war es für mich zu sehen wie die Kinder mit ihrem Schicksal umgehen, wie sie einfach wieder aufstehen und ihren Weg gehen. Sie gehen ihn mit einem Lachen mit Freude und mit grossem Herzen. Dieses grosse Herz und die Offenheit spührte ich während meinem ganzen Aufenthalt. Fasziniert hat mich auch die Art, wie sich die Kinder im “Yo quiero ser...” gegenseitig unterstützen und helfen, wie sie miteinander leben. Im Alltag gab es immer etwas zu tun. Wir strichen Wände, bastelten, unternahmen Aktivitäten mit den Kindern, räumten auf und die Zeit verging viel zu schnell. Als ich dann bei meiner Heimreise im Flurgzeug sass, beklagte sich eine alte Dame darüber, dass das Fleisch nicht gut sei. Eine junge Frau hinter mir regte sich auf, weil sie meinte zu wenig Platz zu haben. Alles was ich in diesem Moment fühlte war unendliche Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass mir Patricia und die Kinder gezeigt haben wie man trotz Armut mit einem grossen Herzen und mit Freude lebt.

Danke, dass ich zwei Monate lang einen Teil dieser grossen Familie im kleinen Paradies von Honduras sein durfte.

Claudia Flury aus Disentis / Mustér